Einsatzmöglichkeiten von Nesselgarn
Es wird noch eine Weile dauern, bis reine Nesselgarne in von Webern und Strickern benötigten Feinheiten vorliegen. Bis dahin bietet sich die Verwendung von Mischgarnen an, in denen die Mischungspartner wie Baumwolle oder Viskose die schwierigen textiltechnologischen Eigenschaften der Nesselfaser wenigstens teilweise kompensieren und dabei deren positiven Trage- oder Funktionseigenschaften möglichst weitgehend erhalten.
Diese positiven Eigenschaften sind sehr vielversprechend und könnten der Fasernessel zu einem Alleinstellungsmerkmal verhelfen: Bedingt u.a. durch den offeneren Feinaufbau der Fasergruppen und das teilweise beträchtliche Zelllumen sollte eine textile Fläche aus Nesselgarn besser isolieren und schneller bzw. mehr Feuchte aufnehmen können als Stoffe aus vergleichbaren Leinen- oder Hanfgarnen.
Ebenso sollte durch die vergleichsweise größere Faseroberfläche das Anfärben leichter und in sehr kräftigen Farben möglich sein. Bei entsprechend feinen Garnen und hoher Garndrehung wird auch ein seidenartiger Glanz und ein glatter Griff erreichbar werden. Insoweit taugt Nesselstoff nicht nur für heiße Sommertage, sondern auch für Frühjahr und Herbst.
Die guten Faserkennwerte versprechen zudem verschleißarme und nur widerwillig Schmutz annehmende Gewebe oder Gestricke; beides deutet auch auf eine besondere Eignung der Nessel für Heimtextilien oder als technisches Gestrick, beispielsweise als Bezugsstoff von Sitzen oder Innenverkleidungen in Automobilen hin.