Erntezeitpunkt und Erntetechnik richten sich nach dem Bestimmungszweck. Ist eine Doppelnutzung von Blatt und Faser erwünscht, wird zu einem relativ frühen Zeitpunkt geschnitten, das Erntegut nur wenige Tage auf dem Feld angewelkt und dann künstlich nachgetrocknet bis die Blätter konserviert („rascheltrocken“) sind.
Würde bei Doppelnutzung vollständig auf dem Feld getrocknet, ginge ein Großteil der Blätter als Bröckelverlust bei Bewegung durch die Erntemaschinen (Wenden / Ballenpressen) verloren. Bei reiner Fasernutzung wird relativ spät geschnitten bzw. grob gehäckselt.
Je nach Witterungsverlauf und Aufschlusstechnologie kann dann getrocknet oder angeröstet werden und schließlich geborgen werden. Ein kompletter mikrobiologischer Aufschluss („Tauröste“) wie beim Flachs ist nur sehr schwer steuerbar, weil dieser u.a. exakt kontrollierte Wendevorgänge mit Spezialmaschinen zur Vergleichmäßigung des Röstprozesses voraussetzt.
Das Wenden der Fasernessel erfolgt dagegen meist mit Heuwendern, die regellos ablegen und die unterschiedlichen Röstfortschritte entsprechend der Lage im Schwad beim Wendevorgang nur teilweise ausgleichen können.
Außerdem ist nicht zu unterschätzen, dass die Nessel nach dem Schnitt wieder austreibt, was bei zu langer Verweildauer, möglicherweiser aufgrund einer längeren Regenphase, auf dem Feld zu einem Einwachsen des Nesselstrohs führen kann. Des weiteren darf der Boden beim Überfahren durch die Erntemaschinen nicht zu nass und die Maschinen nicht zu schwer sein oder aber die Feldanlage muss so auf die Spurbreite der Erntemaschinen angelegt sein, dass die Räder in den unbepflanzten Zwischenräumen laufen können.
Ansonsten kommt es zu Wurzelverletzungen und Bodenverdichtungen sowie in deren Folge zu Wachstumsdepressionen in den Folgejahren.
Die Erträge an lagerfähig getrocknetem Nesselstroh liegen unter günstigen Bedingungen nachhaltig bei etwa 5–6 t / ha bei einem ausbeutbaren Fasergehalt von 12 bis 15 %. Daraus ergibt sich ein entsprechender Flächenertrag von 0,6 bis 0,9 t / ha Nesselfaser.