Beiträge in Kategorie „Allgemein“
Die Geschichte der Fasernessel Marlene
Die Nesseln bieten so viel wie kaum eine andere Pflanze: Nahrung, Heilkräfte, natürlichen Pflanzenschutz und – darum soll es hier vornehmlich gehen – Fasern.
Es mag widersprüchlich klingen, dass ausgerechnet jene Pflanze, die die Menschen sofort mit Juckreiz und Schmerzen in Verbindung bringen, den Ursprung einer der edelsten Naturfasern darstellt. Jedoch ist es mit dem Brennen nicht weit her: Spätestens nachdem die Brennnessel einmal getrocknet ist, bleiben demjenigen, der sie in die Hand nimmt, brennende Quaddeln erspart: Erst einmal in Form von Fasern oder Stoff ist an Jucken gar nicht mehr zu denken – ganz im Gegenteil, wie wir noch sehen werden…
Teilen erlaubt!
Sie sind herzlich eingeladen, die Textinhalte dieser Seite für Ihre Zwecke zu verwenden und weiterzugeben, Sie müssen nur einen Hinweis auf die ursprünglichen Autoren enthalten. Die gesamte Lizenz finden Sie unter creativecommons.org.
Doch gar nicht so neu: eine kurze Geschichte der Fasernessel
Im Nydam-Moor, etwa 50 km hinter der heutigen dänischen Grenze wurden auf einem germanischen Opferplatz des 3. und 4. Jahrhunderts nach Chr. eine Vielzahl von Pfeilen aus Kiefern- und Eschenholz gefunden, deren Befiederung mit Bastfasern, neben Flachs und Hanf auch denjenigen der Nessel, auf einer Holzteerschicht befestigt wurde.
Mehr erfahren
… und allzu Menschliches rund um die Nessel
Albrecht Dürer sah die Brennnessel als eine „von Gott geschenkte Pflanze“, was er in seinem Bild, auf dem ein Engel mit einer Brennnessel in der Hand zum Thron Gottes empor fliegt, verewigt hat.
Mehr erfahren
Der Anbau der Fasernessel
Wer in einem Garten oder in der freien Natur einmal auf die Brennnessel gestoßen ist, wird sie in den folgenden Jahren immer wieder an der gleichen Stelle finden:
Die Brennnessel ist eine dauerhafte („perennierende“) Pflanze, damit wird eine landwirtschaftlich genutzte Fasernessel zwangsläufig zu einer Dauerkultur, steht also für viele Jahre auf ein und demselben Feld.
Mehr erfahren
Standort
Fasernesseln wachsen fast überall, es sei denn, es ist dort zu trocken, zu salzig oder sehr nährstoffarm. Ein gezielter Anbau jedoch muss hohe Fasererträge je Flächeneinheit erbringen, denn die beträchtlichen Kosten für die Anpflanzung fallen auf einem ungünstigen Standort etwa in gleicher Höhe an wie auf einem vielversprechenden Standort.
Mehr erfahren
Erntezeitpunkt und Erntetechnik richten sich nach dem Bestimmungszweck. Ist eine Doppelnutzung von Blatt und Faser erwünscht, wird zu einem relativ frühen Zeitpunkt geschnitten, das Erntegut nur wenige Tage auf dem Feld angewelkt und dann künstlich nachgetrocknet bis die Blätter konserviert („rascheltrocken“) sind.
Mehr erfahren
Fasernessel und Ökologie
Ein großflächiger Anbau der Fasernessel leistet zweifellos einen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt (Biodiversität).
Weit über ihre Eigenschaft als Futterpflanze seltener Tagfalter hinaus bietet sie Lebensraum auch für diejenigen Insekten an, welche die Brennnesselfresser als Nahrungsgrundlage (Raubmilben, Spinnen) oder als Vermehrungsgrundlage (Schlupfwespen) nutzen.
Mehr erfahren
Von der Pflanze zum Textil
Der lateinische Familienname der Nessel, Urticaceen, leitet sich zwar von dem Wort „urere“ für „Brennen“ ab. Jedoch ist es mit dem Brennen nicht weit her: Spätestens nachdem die Brennnessel einmal getrocknet ist, bleiben demjenigen, der sie in die Hand nimmt, juckende Quaddeln erspart.
Erst einmal in Form von Fasern oder Stoff ist an Jucken oder Brennen gar nicht mehr zu denken – ganz im Gegenteil, wie wir noch sehen werden.
Mehr erfahren
Um die Schwierigkeiten der Nesselfasergewinnung besser einordnen zu können, empfiehlt sich ein kurzer Ausflug in den Stängelaufbau einiger Bastfaserpflanzen: Dort findet man besonders große Unterschiede zwischen Nessel und Flachs oder Hanf in der Anordnung der Fasern in der Rinde.
Bei Flachs und Hanf liegen die ältesten (und damit die am stärksten verholzten) Faserzellen im unteren Bereich der Pflanze, die jüngsten Faserzellen liegen ganz oben, nahe der Pflanzenspitze.
Mehr erfahren
Das konventionelle Spinnen der Nesselfaser setzt sich, wie bei allen anderen Bastfasern auch, aus der so genannten Spinnereivorbereitung und dem Feinspinnprozess zusammen.
Am Ende der Spinnereivorbereitung steht im Prinzip ein leicht gedrehtes Vorgarn oder eine ungedrehte Lunte, welche im Feinspinnprozess dann ihre Garndrehung und endgültiges Garngewicht je Längeneinheit erhält, also zu dem wird, was unter einem Garn verstanden wird.
Mehr erfahren
Einsatzmöglichkeiten von Nesselgarn
Es wird noch eine Weile dauern, bis reine Nesselgarne in von Webern und Strickern benötigten Feinheiten vorliegen. Bis dahin bietet sich die Verwendung von Mischgarnen an, in denen die Mischungspartner wie Baumwolle oder Viskose die schwierigen textiltechnologischen Eigenschaften der Nesselfaser wenigstens teilweise kompensieren und dabei deren positiven Trage- oder Funktionseigenschaften möglichst weitgehend erhalten.
Mehr erfahren
Tiereinstreu
Die Holzteile aus dem Stängelinneren der Fasernessel sind eine beliebte Tiereinstreu. Die vielen, unterschiedlich großen Hohlräume in den Nesselscheben mit ihrem breit verteilten Porenvolumen sorgen gerade im Pferdestall dafür, dass die Tiere sowohl trocken stehen als auch unerwünschte Ammoniakemissionen der Tiere bzw. ihrer Ausscheidungen zugunsten eines guten Stallklimas gebunden werden.
Mehr erfahren
Der großflächige Anbau und der großtechnische Aufschluss bzw. die zugehörige textiltechnische Weiterverarbeitung der Fasernessel stecken noch in den Kinderschuhen.
Es ist zu Hoffen, dass die Pioniere der Wiedereinführung der Fasernessel ihre schwierige Arbeit fortsetzen und sich nicht von allfälligen Rückschlägen von dem Ziel abbringen lassen, der Fasernessel eine, wenngleich auch leise, Stimme im Konzert der Naturfasern zu verleihen.
Mehr erfahren
Ein Blick über den Gartenzaun…
Neben der großen Fasernessel eignen sich auch weitere Nesselarten zur Fasergewinnung. Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen die nächsten botanischen Verwandten vor:
Mehr erfahren
Ramie (Boehmeria nivea, engl.: China Grass)
Bei Ramie handelt es sich um eine Nesselart ohne Brennhaare. Textilien aus Ramiefasern sind, zusammen mit solchen aus Leinen, erstmals in ägyptischen Mumienbinden aus der Zeit zwischen 5000 und 3300 v. Chr. nachgewiesen. In China wird Ramie seit etwa 3.000 Jahren kultiviert. Damit gehört Ramie zu den ältesten Faserpflanzen der Welt. Derzeit werden weltweit im Jahr etwa 150.000 Tonnen Fasern aus Ramie erzeugt. Hauptproduktionsland ist mit etwa 90 % der Weltproduktion China, daneben Laos, die Philippinen, Brasilien und Indien.
Mehr erfahren
Sibirische Hanfnessel, (Urtica cannabina) Hanf-Brennnessel
Die Sibirische Hanfnessel weist sehr lange Brennhaare auf, deren Hautberührung zu wesentlich stärkeren und länger anhaltenden Hautreizungen führt, als uns dies von der heimischen Brennnessel her bekannt ist. Ähnlich wie die Brennnessel hat sie eine lange Tradition, ohne jemals einen Durchbruch in Richtung industrieller Massenproduktion erzielt zu haben.
Mehr erfahren
Nilgirinessel, (Girardinia diversifolia), Himalayanessel
Ebenfalls aus der Familie der Brennnesselgewächse stammt die u.a. in den subtropischen Lagen des Himalaya, aber auch in Myanmar und Java beheimatete Nilgirinessel. Ähnlich wie die Sibirische Hanfnessel weist sie sehr lange Brennhaare auf, die bei Hautkontakt zu ähnlich schmerzhaften Verletzungen führen können. Die Nilgrinnessel erreicht eine Höhe bis 3 m, meist werden jedoch – wegen der dann noch etwas feineren Faser – Exemplare mit einer Höhe um 2 m genutzt.
Mehr erfahren